Interview mit Prof. Dr. Plünnecke zur IW-Studie

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Die gemeinsame Studie der NA DAAD und des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) beleuchtet die Bedeutung von Erfahrungen und Kompetenzen, die Studierende während eines Auslandsaufenthalts im Studium und/oder im Praktikum machen.

Herr Professor Plünnecke, in Ihrem aktuellen Gutachten schildern Sie die Herausforderungen, denen die deutsche Wirtschaft aktuell gegenübersteht: demografischer Wandel, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung sind vier Schlagworte. Was wünschen sich Unternehmen von Hochschulabsolventen, die künftig als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen könnten?

Die Unternehmen erwarten von zukünftigen Hochschulabsolventinnen und -absolventen insbesondere praktische Erfahrungen sowie soziale und persönliche Skills/Kompetenzen. Die wichtigsten sozialen und persönlichen Kompetenzen, die im Rekrutierungsprozess ge­schätzt werden, sind Selbstständigkeit, Problemlösefähigkeit, Proaktives Handeln und Eigeninitiative, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Neues. Diese Kompetenzen werden durch einen Auslandsaufenthalt während des Studiums und Praktika im Ausland gestärkt. Zudem legen besonders innovative und internationale Unternehmen größeren Wert auf interkulturelle Kompetenzen und die Beherrschung von Fremdsprachen. Gerade diese Unternehmen schätzen auch den Auslandsaufenthalt wichtiger ein als die Einhaltung der Regelstudienzeit.

Inwiefern können die Hochschulen zu einer Gestaltung des Transformationsprozesses beitragen?

Die Hochschulen spielen eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen Transformationsprozess. Sie müssen weiter die benötigten akademischen Fachkräfte ausbilden – zunehmend auch international Studierende aus dem Ausland. Dazu sind mehr Innovationsimpulse durch den Wissenstransfer ihrer Forschung und die Vermittlung von Expertise zu globalen Fragestellungen notwendig. Gerade innovative und internationale Unternehmen sehen auch die temporären Auslandsaufenthalte von Studierenden aus Deutschland als wichtige Aufgabe an. Für die Unternehmen ist mit Blick auf die Internationalisierung der Zugang zu internationalen Netzwerken, sowie eine proeuropäische Haltung in der Gesellschaft und die Weltoffenheit der Region ihres Standortes wichtig. Die Begleitung internationaler Studierender im In- und Ausland kann auch hierbei helfen.

Was sollten Akteure in der nationalen (Bildungs-)Politik und dem europäischen Pro­gramm Erasmus+, über dessen nächste Programmphase gerade intensiv diskutiert wird berücksichtigen?

Insgesamt zeigt die Studie, dass international ausgebildete Studierende während ihres Auslandsaufenthaltes verschiedene Kompetenzen stärken, die wichtig für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sind. Zudem können international Studierende die proeuropäische Haltung und die Weltoffenheit in der Gesellschaft verbessern.  Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Offenheit in der Gesellschaft sind wichtig, damit die Herausforderungen der Transformation gemeistert werden können. Programme wie Erasmus+ sollten auch in Zukunft auf nationaler und europäischer Ebene weiterentwickelt und ausgebaut werden. Denkbar ist hier auch der Ausbau von Praktika, um die positiven Effekte des Auslandsstudiums auf soziale und persönliche Kompetenzen weiter um praktische Erfahrungen anzureichern.

Porträtfoto Axel Plünnecke
© Institut der deutschen Wirtschaft

Professor Dr. Axel Plünnecke  leitet am Institut der deutschen Wirtschaft Köln das Cluster Bildung, Innovation, Migration. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Themenfeldern «Hochschulbildung», «MINT», «Migration» und «Fachkräftebedarfe am Arbeitsmarkt». Er führte die Untersuchungen zum Auslandsstudium durch.