Bronzestatue von Friedrich Schiller vor dem Uni-Gebäude der Universität Jena
© Jan-Peter Kasper (Universität Jena)

Die Europäische Hochschulallianz EC2U

Wie die Universität Jena ihre Angebote kommuniziert
Lesezeit: 7 min

Seit 2020 ist die Friedrich-Schiller-Universität Jena Mitglied der Europäischen Hochschulallianz «European Campus of City-Universities» (EC2U), eines multikulturellen und mehrsprachigen Zusammenschlusses aus 7 Universitäten und diversen Regionen der Europäischen Union. Ziel von EC2U ist ein europäischer Campus, der Hochschulgemeinschaften, Bürgerinnen und Bürger sowie unterschiedliche Interessengruppen durch gemeinsame Aktivitäten zusammenbringt. Um das zu erreichen, setzen die Allianz und die Universität Jena nicht zuletzt auf eine konzertierte Kommunikationsstrategie. 

Aufnahme von Professor Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Universität Jena im Lichthof eines Uni-Gebäudes. Im Hintergrund sieht man Bibliotheksregale durch bodentiefe Fenster.
© Jens Meyer/Universität Jena

«Die Universität Jena setzt seit Langem in Forschung und Lehre auf internationale Kooperationen, aber EC2U gibt gewissermaßen einen neuen Kick, hebt unsere Internationalisierung auf eine neue Ebene. […] Wir wollen uns wichtigen Zukunftsthemen zuwenden, zum Beispiel den Themen ‹Gesundheit› und ‹Nachhaltigkeit›, dem Thema ‹Mehrsprachigkeit› und, für mich auch ganz wichtig, der Internationalisierung des Lehramtsstudiums.» 

Professor Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Universität Jena

Eine Analyse und ihre Folgen

Dass die Herausforderungen enorm sein würden, dessen war und ist man sich in Jena – wie auch an den anderen 6 Partneruniversitäten der Europäischen Hochschulallianz «European Campus of City-Universities» – bewusst. Immerhin handelt es sich bei EC2U um ein Projekt, in dem 7 traditionsreiche, lokal wie global engagierte und forschungsstarke Universitäten mit 30 Partnerinstitutionen wie Studierendenorganisationen, Städten, regionalen Behörden und Handelskammern kooperieren. In Summe vereint das Bündnis so rund 160.000 Studierende, 20.000 Mitarbeitende in der Verwaltung, der Lehre und der Forschung sowie 1,6 Mio. Bürgerinnen und Bürger in 7 Städten und ebenso vielen über den ganzen Kontinent verteilten Ländern.

«Mit Blick auf die Kommunikation zwischen den Hochschulen sowie mit den Partnereinrichtungen und den Bürgerinnen und Bürgern insgesamt haben wir uns aus diesem Grund der Aufgabe über eine sogenannte SWOT-Analyse genähert», erläutert Dr. Claudia Hillinger, die langjährige Leiterin des Internationalen Büros der Universität Jena und EC2U-Projektleiterin in Jena. «Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in Coimbra, Iaşi, Pavia, Poitiers, Salamanca und Turku haben wir also systematisch unsere Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert und darauf basierend in einem nächsten Schritt Ziele und Inhalte der allianzübergreifenden Kommunikationsstrategie definiert.» Diese, ergänzt Hillinger, wurde abschließend von den Kommunikationsverantwortlichen an den Partneruniversitäten, vom Exekutivkomitee der EC2U-Allianz und von der Europäischen Kommission validiert. Sie wird seit April 2021 umgesetzt.

Über Ziele, Inhalte und ihre Umsetzung

Mit der Gesamtstrategie und den im Wesentlichen identischen Kommunikationsstrategien der einzelnen Partneruniversitäten – es gibt «die gleichen Schlüsselbotschaften, die gleichen Zielgruppen, die teilweise gleichen Aktivitäten und die gleichen, wenn auch nicht dieselben Kanäle», erklärt Kerstin Zippel vom Internationalen Büro – werden 3 übergreifende Ziele verfolgt: erstens die Wahl angemessener Kanäle, Methoden und Tools, um den Zugang zu den Zielgruppen zu garantieren; zweitens die stetige Erhöhung des Bekanntheitsgrads der EC2U-Allianz; und drittens die Generierung einer aktiven Teilnahme an EC2U-Aktivitäten. 

Dabei wird in den Strategien – und so auch an der Universität Jena – zwischen interner und externer Kommunikation unterschieden. «Bei der internen Kommunikation geht es um die Zielgruppen an der Universität, das heißt unsere Studierenden, Mitarbeitenden, Lehrenden und Forschenden», so Zippel. «Diese werden vor allem durch existierende Kanäle, aber auch eigens geschaffene Medien wie Webseiten, Videos und Podcasts sowie Printmedien, zum Beispiel Flyer und Broschüren, erreicht.» Ziel der externen Kommunikation sind indes die Bürgerinnen und Bürger. Sie werden durch Pressemitteilungen, je nach Event durch Plakate in der Stadt und durch die Kanäle der assoziierten Projektpartner der Stadt Jena und JenaWirtschaft angesprochen. Zudem, ergänzt Claudia Hillinger, «versuchen wir Jenaerinnen und Jenaer in die in jeder Partnerstadt im Rotationsprinzip organisierten EC2U-Foren wie auch in unsere sogenannten Think Tanks einzubinden. In diesem Format greifen wir Themen auf, die gerade wichtig und relevant sind, beispielsweise Nachhaltigkeit und lebenswerte Städte.»

Die Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen erfolgt im Zusammenspiel des Jenaer EC2U-Koordinationsteams unter Claudia Hillinger, verschiedenen Bereichen des Internationalen Büros und deren Verantwortlichen für Kommunikation, insbesondere dem Bereich «Studieren im Ausland», und der Hochschulkommunikation. Ergänzend dazu gibt es das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte und vom DAAD geförderte nationale Begleitprogramm «Europäische Hochschulnetzwerke (EUN) – nationale Initiative». Dieses unterstützt das Projekt «Foster.European.Competences and Talents» (FECT), über das gleichfalls Kommunikations- und Sensibilisierungsmaßnahmen für die Hochschulallianz umgesetzt werden; dazu zählt beispielsweise ein 2 Mal pro Semester an die Studierenden der Universität Jena gerichteter Newsletter, der unter anderem über die Aktivitäten der EC2U und Ausschreibungen zur Teilnahme an Foren, Summer Schools oder Workshops informiert.

Gepflasterter Innenhof mit Collegium Jenense, die Gründungsstätte der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Im Bild das Collegium Jenense, die Gründungsstätte der Friedrich-Schiller-Universität Jena 
© Jan-Peter Kasper

An der Universität Jena waren im Wintersemester 2022/2023 rund 17.539 Studierende eingeschrieben. Von den Studierenden insgesamt waren 56 Prozent Frauen und 15 Prozent internationaler Herkunft aus 120 verschiedenen Nationen.]

Erfahrungen und bestehende Herausforderungen

«Wir haben bislang sehr gute Erfahrungen mit der Kommunikationsstrategie gemacht. Es ist eine flexible Strategie, die jährlich vor dem Hintergrund der Bedarfe der Zielgruppen und neuer Kommunikationstools und -ideen angepasst und validiert wird», stellt Kerstin Zippel fest. So sei zu Beginn des Projekts noch recht viel mit Flyern gearbeitet worden. Das habe sich im Zuge der Coronapandemie, aber auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit stark reduziert; nunmehr liege der Fokus auf Onlinewerbung durch zum Beispiel Newsletter und Instagram. «Positiv hervorzuheben ist, dass Kurzzeitmobilitäten beispielsweise zu Foren, Sommerschulen oder anderen Veranstaltungen sowohl unter den Studierenden als auch unter den Mitarbeitenden stark gestiegen sind.»

Bei alldem dürfe man jedoch nie aus den Augen verlieren, unterstreicht Kerstin Zippel, dass es sich bei EC2U – wie bei jeder anderen Europäischen Hochschulallianz – um ein großes, interdisziplinäres und interkulturelles Projekt handele, in das diverse Akteure involviert seien und mit dem unterschiedliche Zielgruppen angesprochen würden, für die in der Kommunikation außerdem je verschiedene Arten der Ansprache und Kanäle genutzt werden müssen. So sei es beispielsweise nicht einfach möglich, Kommunikationsmaterialien nur auf Englisch – der Lingua franca des Bündnisses – an den Partneruniversitäten zu veröffentlichen. Die Materialien müssten sowohl sprachlich als auch kulturell abgestimmt und angepasst werden. Insbesondere bei der Ansprache der Bürgerinnen und Bürger müsse darauf geachtet werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der Distanz die meisten Arbeitstreffen online stattfinden. Diese Art der Kommunikation, bei all ihren grundsätzlichen Vorteilen – nämlich einen Austausch überhaupt zu ermöglichen –, trage auf Dauer nicht zum Teambuilding oder dem Entstehen einer Allianz bei, unterstreicht Kerstin Zippel. Glücklicherweise gibt es aber auch Treffen in Präsenz, wie die EC2U-Foren, deren 6. Ende Mai 2023 mit über 300 Teilnehmenden in Jena stattgefunden hat. Diese bieten neben internen EC2U-Arbeitsgruppensitzungen auch öffentliche Veranstaltungen und die Gelegenheit zum persönlichen Austausch auf allen Ebenen – für Studierende, Mitarbeitende sowie Bürgerinnen und Bürger. So gab es beispielsweise die Möglichkeit, sich an der öffentlichen Citizen Science Session zum Thema «How Digitization Showcases the Cultural Heritage of Cities» einzubringen oder an den zahlreichen in Kooperation mit dem universitären Gesundheitsmanagement organisierten Angeboten wie der Sommerschule «Healthy Campus» teilzunehmen.

Porträtfoto von Kerstin Zippel

Kerstin Zippel

Kontakt:
Kerstin Zippel
Internationales Kooperationsmanagement der Universität Jena

EC2U – European Campus of City-Universities

Koordination

  • Université de Poitiers (Frankreich)

Partnereinrichtungen

  • Turun Yliopisto (Finnland)
  • Universidad de Salamanca (Spanien)
  • Universidade de Coimbra (Portugal)
  • Università di Pavia (Italien)
  • Universität Jena (Deutschland)
  • Universitatea Iaşi (Rumänien)

Assoziierte Partner in Jena

  • Stadt Jena
  • JenaWirtschaft
  • Erasmus Student Network Jena
  • Europäisches Informations-Zentrum in der Thüringer Staatskanzlei

Laufzeit

  • 2020–2023 (Pilotphase)
  • 2023–2027 (zweite reguläre Ausschreibung)

Websites

Ein Langzeitprojekt

«Es ist ein Prozess begleitet von einem strukturellen Wandel», konstatiert Claudia Hillinger abschließend. Die Europäischen Hochschulallianzen seien eine neue, sehr komplexe Form der Zusammenarbeit, die es bezogen auf Umfang, Distanz, Inhalte, Vielfältigkeit der Maßnahmen noch nicht gegeben habe. So sei auch noch nicht jede Einrichtung innerhalb einer Universität bisher gleichermaßen in das Projekt involviert. «Es bedarf einiger Zeit, bis zunehmend mehr Universitätsangehörige das Projekt kennenlernen, verstehen, wertschätzen und schließlich partizipieren.»

Die Universität Jena stellt sich dieser Aufgabe, nicht zuletzt dank des Begleitprojekts FECT. Dieses beinhaltet unter anderem eine Kampagne, mit der Jenaer Universitätsangehörige auf die Mitwirkungspotenziale im Konsortium aufmerksam gemacht und aktiv eingeladen werden. Außerdem werden damit Fort- und Weiterbildungen, Sensibilisierungsmaßnahmen für die europäische Idee in Form eigener Qualifizierungsprogramme mit spezifischen Bausteinen (digital, analog und als Mobilitäten in der Allianz) zum Aufbau interkultureller Kompetenzen und Programme zur Mehrsprachigkeit angeboten und proaktiv vor allem Verwaltungsmitarbeitende in das Netzwerk eingebunden. Dieses Qualifizierungskonzept wird in die Personalentwicklung strukturell integriert und mit Angeboten des Sprachenzentrums und der interkulturellen Wirtschaftskommunikation gekoppelt. Es unterstützt damit nachhaltig die Allianz, ihre Prozesse und die Profilbildung der transeuropäischen Universität.

«Bei all den noch anstehenden Aufgaben und zu überwindenden Herausforderungen sehe ich uns auf einem guten Weg», sagt Claudia Hillinger. «Wir haben seit Beginn von EC2U 2020, und speziell seitdem wir die Kommunikationsstrategie umsetzen, große Fortschritte gemacht hin zu unserem erklärten Ziel: einen offenen und innovativen Raum zu entwickeln, der eine nahtlose Mobilität zwischen den Universitäten und Städten ermöglicht und so die klischeehaften Vorstellungen von regionalen und nationalen Identitäten überwindet.»

EC2U ist jetzt eine multikulturelle Allianz aus 7 europäischen Partnern. […] Daraus entwickeln wir neue Studiengänge, Forschungsprojekte, vernetzen den Campus und bilden so einen Mehrwert über die Aktivitäten der einzelnen Universitäten hinaus.
Dr. Claudia Hillinger
Porträtfoto von Dr. Claudia Hillinger

Dr. Claudia Hillinger

Kontakt:
Dr. Claudia Hillinger
Leiterin des Internationalen Büros der Universität Jena und EC2U-Projektleiterin

Bürgerbeteiligung online: das Portal 
https://ec2u.eu/citizens/

Events & News aller 7 EC2U-Standorte auf einem Blick:
https://ec2u.eu/news/

Jenas europäischer Campus der Stadt-Universitäten online:
https://www.uni-jena.de/ec2u/

Weiterführende Informationen

DAAD (Europäische Hochschulnetzwerke [EUN] – nationale Initiative)

NA DAAD (Europäische Hochschulen)

Europäische Kommission (European universities initiative)

Kontakt:
Yvonne Schnocks
EU03 – Partnerschaften und Kooperationsprojekte
Marcus Klein