Liebe Leserinnen und Leser!
Aristoteles hat den Menschen als Zoon politikon charakterisiert. Als «soziale und politische Lebewesen» ist es unser Streben, in Gemeinschaften zu leben, uns darin zu engagieren und dadurch teilzuhaben. Diese über 2000 Jahre alte Bestimmung ist Vorrausetzung für das Gelingen demokratischer Gemeinschaften und bis heute von brennender Aktualität. Erasmus+ fördert diese Teilhabe und hat gleichzeitig eine «lebensgeschichtlich überzeugende Dimension» europäischer Einigung geschaffen, wie Jürgen Habermas in einem Brief an die NA DAAD schreibt.
Demokratische Teilhabe ist einer der 4 transversalen Schwerpunkte der aktuellen Erasmus+ Programmgeneration. Sie steht neben der sozialen Partizipation sowie der grünen und digitalen Transition als zentrale Herausforderung unserer Gesellschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit der vorliegenden Ausgabe des DAADeuroletters schließen wir den Reigen der thematischen Hefte zu den Prioritäten von Erasmus+.
Die Förderung der demokratischen Teilhabe spiegelt sich weniger in förderpolitischen Einzelmaßnahmen wie bei den anderen Schwerpunkten. Sie ist vielmehr ein inhaltliches Grundprinzip, das einerseits allen Erasmus-Aktivitäten zugrunde liegt und andererseits oberstes Ziel einer Erasmus-Förderung ist: Europa und die Welt erfahren und dadurch gestalten – sei es in der Mobilität von Einzelpersonen oder in der thematischen Projektförderung.
Und das gelingt: Ehemalige Teilnehmende an Erasmus+ nehmen beispielsweise signifikant häufiger an Wahlen zum Europäischen Parlament teil als Altersgenossinnen und -genossen, die nicht mit dem Programm über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut haben. Das haben europaweite Umfragen ergeben. Gibt es einen schöneren und besseren Beleg, dass Erasmus+ wirkt? Wohl kaum! Eine gute Voraussetzung für die Wahlen zum Europäischen Parlament im nächsten Jahr.
Teilhabe am sozialen und politischen Leben manifestiert sich auf unterschiedlichen Ebenen – von der Teilnahme an Wahlen bis hin zum alltäglichen gesellschaftlichen und politischen Engagement. Viele aktuelle und ehemalige Erasmus-Studierende wollen ihre Erfahrungen teilen und das Erfahrene zurückgeben und bringen sich deshalb in nationale und europäische Studierendenvertretungen ein. Wir freuen uns, dass Repräsentanten von 3 solcher Organisationen hier über ihre Arbeit berichten.
Als Nationale Agentur fördern wir europäisches Engagement aus Mitteln des BMBF durch die Unterstützung ehrenamtlichen studentischen Engagements in nationalen Begleitprogrammen von Erasmus+: den Lokalen Erasmus+ Initiativen (LEI) sowie dem studentischen Verein Europa macht Schule. In den LEI engagieren sich seit über 30 Jahren überwiegend Alumnae und Alumni des Programms, die unter anderem Studierende für Erasmus+ motivieren sollen. «Europa macht Schule» (EmS) wiederum organisiert seit über 15 Jahren den Erfahrungsaustausch zwischen aktuellen Erasmus- und internationalen Gaststudierenden in Deutschland, die Europa durch Veranstaltungen in unseren Schulen der nächsten Generation weitergeben. Mit «Back to School», einer neuen Förderlinie von EmS, bieten wir seit Kurzem zudem Studierenden deutscher Hochschulen Gelegenheit, nach ihrem Auslandsaufenthalt in Schulen über ihre Erfahrungen zu berichten.
All diese Initiativen ehrenamtlichen Engagements und damit der sozialen und politischen Teilhabe kommen in dieser Ausgabe unseres DAADeuroletters zu Wort und sind beispielhaft dafür, wie Sie Ihre Mobilitätsaktivitäten mit vergleichsweise wenig Aufwand unterstützen und den Peer-to-Peer-Austausch an Ihrer Hochschule fördern können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre und bin mit besten Grüßen aus der Nationalen Agentur