Flexibel, interdisziplinär und kollaborativ

BIPs als gefragtes Instrument der Internationalisierung
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Text: Tijana Funk/NA DAAD

Seit 2021 nehmen Blended Intensive Programmes (BIPs) eine immer wichtigere Rolle in der Internationalisierungsstrategie deutscher Hochschulen ein. Die schon seit 
4 Jahren in Folge wachsenden Beantragungszahlen sind ein klarer Beweis dafür. Prognose für die zweite Hälfte der aktuellen Erasmus+ Programmgeneration: vielversprechend, optimistisch und anhaltend. 

Foto: Gruppenbild der Teilnehmenden
© Privat/Universität Vechta

Studierende und Dozierende aus dem in Vechta stattfindendem Blended Intensive Programme «Cultural and social well-being – identity and participation» im Juni 2023 bei einem Tagesausflug nach Bremen.

Die BIP-Arbeitsgemeinschaft wurde 2022 von Melanie Hochstätter (Universität Konstanz) und Janina Heker (Universität Mannheim) ins Leben gerufen. Mittlerweile treffen sich mehr als 80 Mitglieder zu den regelmäßig stattfindenden Peer-to-Peer-Austauschrunden. Weitere Informationen und eine Kontaktmöglichkeit finden sich auf der BIP-Webseite der NA DAAD.

Blended Intensive Programmes sollen einen kurzen Studien- beziehungsweise Fortbildungsaufenthalt im Ausland ermöglichen, der im Rahmen einer gemeinsam angebotenen Veranstaltung durchgeführt wird. Die Aktion unterstützt damit die Entwicklung kollaborativer Kurzzeitprogramme, die idealerweise in die Curricula der zusammenarbeitenden Hochschulen eingebettet sind. Ein zentrales Element der BIPs ist die verpflichtende virtuelle Komponente, die eine inhaltliche Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der kurzen Mobilitätsphase ermöglicht. 

Steigender Zuspruch eines vielseitigen Programms

Die Förderlinie erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das zeigt sich zum einen am stetig wachsenden Interesse an der BIP-Arbeitsgemeinschaft (BIP-AG), wie Melanie Hochstätter, Fachbereichskoordinatorin an der Universität Konstanz und Leiterin der Arbeitsgemeinschaft, konstatiert. Zum anderen – und noch bedeutsamer – belegen dies die durchgeführten BIPs selbst. So realisierten deutsche Hochschulen aus Mitteln der Ausschreibung 2021 zwischen 2021 und 2023 174 BIPs. Daran nahmen knapp 2.000 Geförderte aus anderen Programmländern teil, während im Gegenzug rund 2.400 deutsche Studierende im Rahmen eines BIP in ein anderes Land gingen.

Viele Hochschulen integrieren die Programme zurzeit in ihre Internationalisierungsstrategie und Strukturentwicklung. So haben einige Hochschulen BIPs als eigene kleine Mobilitätsfenster innerhalb passender Kursangebote etabliert. Andere wiederum haben kleinere Konsortien eingerichtet, die im Wechsel ein BIP ohne Verankerung, aber regelmäßig für bestimmte Studiengänge anbieten. 

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Blended Intensive Programmes an deutschen Hochschulen vielfältig und fachbereichsübergreifend eingesetzt werden: von Sommer- und Winterschulen über Seminare, die ins Curriculum bereits implementiert sind, bis hin zu komplett neuen Projekten, für die Studierende Microcredentials erhalten. 

Mehrarbeit für Lehrende

Dabei zeigt sich, dass nicht nur in der Planung, sondern auch in der Auswertung der Aktion eine intensive Kooperation mit den Partnern erforderlich ist. Melanie Hochstätter erachtet es daher als notwendig, dass bei der strategischen Verankerung von BIPs im Hochschulprofil zwingend die Anerkennung der Planungs- und Lehrleistung der Lehrenden mitgedacht und institutionell verankert werden sollte. «Im Zuge des Arbeitens mit BIPs wäre es an der Zeit, diesen Aspekt mitzudenken», betont Hochstätter. 

BIPs an der Universität Vechta: Gewinn für Lehre, Studium und Forschung

Während viele Hochschulen einzelne Aktivitäten mit BIPs abbilden, hat sich die Universität Vechta im Fachbereich «Soziale Arbeit und Bildung» dafür entschieden, sie als festes Element in ihr Curriculum einzubinden. Ein Grund dafür ist, dass es sich um eine kleine Hochschule im ländlichen Raum handelt, die auf Lehrkräftebildung und soziale Dienstleistungen fokussiert sowie einen hohen Anteil an Erstakademikerinnen und -akademikern unter den Studierenden hat, also eine Studierendenschaft, die in mehrfacher Hinsicht als wenig mobil gilt. 

BIPs bieten der Universität die Chance, die Internationalisierung der Curricula voranzutreiben, Internationalisierung sichtbarer in den Fächern zu platzieren sowie die Mobilität von Studierenden substanziell zu erhöhen. Zudem kann die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern gestärkt und intensiviert und somit auch die Sichtbarkeit der Universität erhöht werden. Außerdem haben die Empfehlungen der EU zu Microcredentials von 2022 (European Approach to Microcredentials) den BIPs auf hochschulpolitischer Ebene Rückenwind gegeben. Sie sind stärker in das Bewusstsein der Lehrenden gerückt. 

Durch das Interesse und Engagement von Lehrkräften konnten 2021 in Vechta 5 BIPs beantragt werden, 3 davon finden seitdem jährlich statt. Die Organisation liegt beim Fachbereich, die Administration und Beratung beim International Office. Die wiederkehrenden BIPs bewerben das Partnerschaftsprofil der Universität bei den Studierenden und schaffen Anreize für eine mögliche Langzeitmobilität. 

Ein Gewinn für Studierende und Lehrende

Die Auswertung von Studierendenberichten hat ergeben, dass Studierende genau jene Aspekte der Förderlinie zu schätzen wissen, die von der EU-Kommission in einem im Juli 2022 für Nationale Agenturen und Begünstigte unter dem Titel «Blended mobility implementation guide für Erasmus+ higher education mobility KA131» veröffentlichten Dokument adressiert werden: die Zusammenarbeit in internationalen (und interdisziplinären) Gruppen, die vielseitige Gestaltung und kürzere Dauer der physischen Phase (5–30 Tage) und die internationale Vernetzung. 

Aber nicht nur Studierende profitieren von BIPs, Lehrende ebenfalls, wie Magnus Frampton, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fachbereich «Soziale Arbeit», betont. «Der fachliche sowie informelle Austausch mit Teilnehmenden anderer europäischen Nationalitäten erweitert den eigenen Horizont und verstärkt die europäische Identität. Europäische Werte wie soziale Gerechtigkeit und Solidarität sind auch Schlüsselwerte meines Fachbereichs. Insofern stellen BIPs einen Doppelgewinn dar.»

Tijana Funk/NA DAAD

Kontakt:
Tijana Funk
EU02 – Mobilität von Einzelpersonen