Förderung von Diversität und Inklusion

Erasmus+ als strategisches Instrument an der Hochschule Schmalkalden
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Die Hochschule Schmalkalden (HSM) versteht sich als eine «Hochschule der Vielfalt und Chancengleichheit»; so steht es in ihrem Leitbild. Eine wichtige Rolle kommt dabei Erasmus+ zu. Mithilfe des Bildungsprogramms der Europäischen Union wird an der Thüringer Hochschule für Angewandte Wissenschaften nicht nur die internationale Mobilität gefördert, sondern auch eine vielfältige, offene und inklusive Hochschulkultur gestärkt. 

Zur Bedeutung von Erasmus+

«Wir begreifen die Vielfalt der Studierenden und Mitarbeitenden in Lehre und Verwaltung als eine wertvolle Ressource, die es zu nutzen gilt», erläutert Professor Dr. Uwe Hettler, Vizepräsident für Studium/Internationale Beziehungen. «Mit Erasmus+ haben wir ein Instrument, das es uns erlaubt, diesbezüglich gestaltend auf mehreren Ebenen und in verschiedenen Richtungen zu agieren: Es bietet zum einen die Chance, Personen aus unterschiedlichen Ländern an unserer Hochschule zu integrieren, und zum anderem können wir Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Teilhabe eröffnen.»

«Deutlich wird dies beispielsweise», ergänzt Gloria Elena Valencia Hincapie vom Dezernat Studium und Internationales, «beim Zuschuss für Menschen mit geringeren Chancen. Damit können Studierende mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen, jene mit Kindern oder – seit Beginn der laufenden Programmgeneration von Erasmus+ 2021 – jene, die berufstätig sind oder aus einem nicht akademischen Haushalt stammen, gesondert gefördert werden.» Speziell der nicht alltägliche Bedarf dieser letztgenannten Zielgruppe sei, so räumt Valencia ein, den handelnden Akteurinnen und Akteuren an der HSM lange kaum bewusst gewesen. 

Bild von einem roten Ziegelbau der Hochschule Schmalkalden.
© René Kretzler/wikipedia.org/CC BY-SA 3.0

Die Hochschule Schmalkalden wurde in ihrer heutigen Form 1991 gegründet und gehört somit zu den jüngeren deutschen Hochschulen. Der Schwerpunkt in Lehre und Forschung liegt im MINT-Bereich. Im Wintersemester 2022/2023 zählte die HSM 2.564 Studierende, darunter 1.077 ausländische Studierende.

Sowohl im Incoming- wie im Outgoing-Bereich spielt das «klassische» Erasmus+ (KA131) eine große Rolle; strategisch setzt die HSM jedoch seit einigen Jahren auch stark auf die Förderlinie mit Partnerländern (KA171). Zu den Zielländern gehören unter anderem Tunesien, Aserbaidschan, Südafrika, Australien, Kasachstan, Kosovo oder die Ukraine.

Eine konzertierte Herangehensweise

Um Erasmus+ zur Förderung von Diversität und Inklusion an der HSM strategisch nutzen zu können, bedurfte es einer sorgfältigen Konzeption und koordinierten Umsetzung. Grundlage dafür bildete eine umfassende Analyse der Bedürfnisse und Potenziale der Hochschule, erläutert Valencia. In einem ersten Schritt wurden deshalb durch gezielte Umfragen und Dutzende Einzelgespräche die Bedarfe der Studierenden ermittelt, namentlich in Bezug auf Mobilitätshemmnisse und Unterstützungsbedarf.

Notwendig war es außerdem, die Zuständigkeiten klar zu definieren, um sicherzustellen, dass alle relevanten Akteure miteinander vernetzt sind. So verantwortet die Mobilitätsverwaltung die Maßnahmen zur Förderung von Diversität und Inklusion innerhalb der internationalen Mobilitätsprogramme, während das Familienbüro eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Studierenden mit besonderen Lebenssituationen, einschließlich Studierenden mit Kindern, spielt.

Das Bild links zeigt eine muslimische Studentin mit Kopftuch, Sonnenbrille und Stofftasche der Hochschule Schmalkalden. Das Bild rechts Das Bild zeigt eine blonde Studentin aus der Ukraine.
© privat

Als wertvolle Ressource der Hochschule Schmalkalden wird Vielfalt auch durch ausländische Studierende und Lehrende eindrucksvoll unterstrichen – zu ihnen gehören Nesrine Zlima aus Tunesien (links) und Diana Dorda aus der Ukraine (rechts)

Die Maßnahmen im Einzelnen

Die Umsetzung des Projekts erfolgt seit Beginn der neuen Programmgeneration in mehreren Schritten. Zuvorderst geht es darum, die Studierenden zu erreichen. Die HSM setzt bei ihrer zielgerichteten Öffentlichkeitsarbeit auf einen Mix aus digitalen und analogen Angeboten. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Hochschulwebsite und vor allem Social Media. Zu erwähnen sind aber gleichfalls die jedes Semester angebotenen Workshops und Informationsveranstaltungen. Zudem gibt es ebenso in jedem Semester eine hochschulweite Outoing-Infoveranstaltung, bei der die zusätzliche Förderung für Personen mit geringeren Chancen hervorgehoben wird.

Die HSM hat gleichzeitig spezielle Maßnahmen entwickelt, die auf eine Stärkung der interkulturellen Kompetenz der Studierenden abzielen. Das E-Learning-Angebot «Gender-Diversity-Kompetenz» erlaubt es ihnen beispielsweise, ihre Wahrnehmung für geschlechts-, alters- und kulturspezifische Benachteiligungen zu schärfen und in praxisnahen Beispielen aus dem Alltag ihr Verständnis und ihre Sensibilität für Vielfalt und Inklusion zu stärken. Außerdem steht allen Incoming- sowie allen künftigen Outgoing-Studierenden in jedem Semester die Teilnahme an einem interkulturellen Training offen.

Ein laufender Prozess

«Die Erfahrungen sind bislang ausgesprochen erfreulich», bilanziert der Mobilitätskoordinator der HSM, Kevin Rausch, «auf individueller wie auf Ebene der Hochschule. Mittlerweile fällt mehr als ein Drittel unserer Geförderten unter die Kategorie ‹geringere Chancen›. Wir sind froh, diesen Personen nun ebenfalls einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, der ihnen vorher unter Umständen verwehrt gewesen wäre.» Und auch für die HSM insgesamt seien die Auswirkungen positiv. Die gezielte Förderung von Diversität und Inklusion trage dazu bei, eine vielfältige und inklusive Hochschulkultur zu schaffen.

Ausschlaggebend dafür seien, so Rausch, eine klare Kommunikation, individuelle Unterstützung sowie ein wertschätzender und offener Umgang miteinander. Die enge Kooperation zwischen der Diversitätsbeauftragten, der Gleichstellungsbeauftragten, der Mobilitätsverwaltung und dem Familienbüro trage dazu bei, dass die Bedarfe der Studierenden breit erfasst und adressiert würden.

Damit sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt, ist ein permanenter Einsatz und eine weiterhin enge Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure notwendig, weiß Uwe Hettler. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben. Mit dem Qualitätssicherungssystem der systemakkreditierten HSM werden die ergriffenen Maßnahmen kontinuierlich evaluiert und an sich verändernde Ansprüche angepasst.

Kontakt:
Dr. Frauke Stebner
EU02 – Mobilität von Einzelpersonen
Marcus Klein