Die Programmlinie «Blended Intensive Programmes» (BIPs) stellt Zuschüsse für die Organisation und Durchführung von Lernprojekten zur Verfügung, die gemeinsam mit mindestens 2 weiteren europäischen Hochschulen konzipiert und durchgeführt werden. Das Format kann je nach beteiligter Disziplin variieren. Dabei ist eine Kombination aus einer virtuellen und einer kurzen physischen Lernphase (5–30 Tage) verpflichtend. Es müssen an Studierende zudem mindestens 3 ECTS-Punkte (Europäisches System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen) vergeben und anerkannt werden.
Nachhaltiger Ausbau von Netzwerken und Partnerschaften durch BIPs
Erfreuliche Entwicklungen
Die große Anzahl bewilligter Blended Intensive Programmes – knapp 470 Projekte im Aufruf 2023 – belegt die Beliebtheit dieses Mobilitätsformats. Währenddessen ist ebenso die Anzahl der Mitglieder in der von der NA DAAD organisierten BIP-Arbeitsgemeinschaft von 8 (2021) auf circa 60 (2023) gestiegen. Dies geht auf das große Interesse an der Organisation von BIPs zurück, macht aber auch den erheblichen Beratungs- und Austauschbedarf deutlich.
Die Großzahl von deutschen Hochschulen hat bereits ein eigenes BIP durchgeführt oder an einem als entsendende Hochschule teilgenommen. Dieser Trend weist darauf hin, dass sie ein wichtiges Werkzeug für die Weiterentwicklung internationaler Kooperationen für die strategische Positionierung deutscher Hochschulen geworden sind. Die einfache Beantragung bei der NA DAAD und ihr breiter Gestaltungsspielraum sprechen dafür, dass diese positive Entwicklung anhalten wird.
Die Einsatzmöglichkeiten
Die Mehrzahl der Hochschulen benutzt die BIPs für einen nachhaltigen Ausbau neuer oder bereits bestehender Partnerschaften, manche Hochschulen aber auch, um die Nachfrage von Studierenden zu decken, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an einer Langzeitmobilität teilnehmen können. Durch die große Bandbreite an Mobilitätstypen, die an einem BIP teilnehmen können – von Studierenden (Bachelor-/Masterniveau) über Doktoranden bis hin zu Lehrenden –, stehen BIPs grundsätzlich allen Personenkreisen einer Universität zur Verfügung.
Personen aus Partnerländern können ebenfalls über Erasmus+ finanziert werden, um an einem BIP teilzunehmen (auch als Lehrende). Außerdem gelingt es Hochschulen dank des Formats, das Interesse der Teilnehmenden der Partnerhochschulen an einer Langzeitmobilität in Deutschland zu wecken.
An der Universität Jena waren im Wintersemester 2022/2023 rund 17.539 Studierende eingeschrieben. Von den Studierenden insgesamt waren 56 Prozent Frauen und 15 Prozent internationaler Herkunft aus 120 verschiedenen Nationen.
Das Beispiel der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wie das Format für einen nachhaltigen Ausbau von Netzwerken und Partnerschaften eingesetzt werden kann, zeigt das praktische Beispiel der Universität Jena mit dem BIP im Rahmen der Coimbra Group Master Initiative in Peace and Conflict Studies. Bei der Initiative handelt es sich um ein Programm, das den Austausch und die garantierte Anrechnung von den an der Gasthochschule erbrachten Leistungen fördern soll. Das erste BIP fand im März 2023 statt, das zweite soll im Frühjahr 2024 folgen. Geplant ist, jedes Jahr ein BIP durchzuführen, jeweils an einem anderen Standort und mit einem anderen Themenschwerpunkt.
«Das neue Format ermöglicht es, mit geringerem Aufwand international und inhaltlich mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten», unterstreicht Anne Poser, die an der Universität Jena federführend für die Koordination dieses BIPs zuständig ist. Damit könnten, wie die im Frühjahr durchgeführte Veranstaltung zur Zusammenarbeit der Coimbra Group zeigte, die Beziehungen unter den Universitäten als auch das Netzwerk insgesamt gestärkt werden. Wichtig sei dabei, die Zielgruppen und formellen Bedingungen genau im Blick zu behalten, denn sie seien für den Erfolg verantwortlich. So sei zu berücksichtigen, so Poser, ob das BIP im Curriculum verankert werden könne und worin der Mehrwert für die Teilnehmenden zum Beispiel durch interkulturelle und interdisziplinäre Perspektiven begründet liege.
Anne Poser erhofft sich durch die kurzzeitigen Aufenthalte ein erhöhtes Interesse an einem späteren und dann auch längeren Gastaufenthalt an ihrer Hochschule. Die Programme hätten das Potenzial, mehr internationale Studierende und Forschende nach Deutschland zu bringen, zeigt sie sich überzeugt. Zudem finde durch das Rotieren der BIPs eine regelmäßige Zusammenarbeit der Lehrenden statt, die dann in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Forschung, ausgebaut werden könne und so zu einer nachhaltigen Internationalisierung der verschiedenen Institute und des Lehrangebots führe.
Was noch zu bedenken ist
Natürlich bringen BIPs ebenso Herausforderungen mit sich. «Eine stellen für uns immer wieder die unterschiedlichen Semesterzeiten und die Rücksichtnahme auf wichtige internationale Feiertage dar. Dies erfordert eine frühzeitige Planung und gute Absprachen untereinander», erklärt Poser. «Eine andere – wohl die größte – besteht in der Einhaltung der Teilnehmendenzahl. Durch Nachrückerlisten kann man aber relativ gut sicherstellen, dass die erforderliche Zahl bei der Durchführung erreicht wird.» Insgesamt ergibt sich insbesondere für das Internationale Büro die Herausforderung, eine Richtlinie zur gerechten Verteilung der begrenzten Budgets zu entwickeln: zum einen für die Mobilitätsmittel zur Teilnahme an BIPs im Ausland, zum anderen für die BIP-OS-Mittel innerhalb der Universität für diejenigen Institute, die ein solches Programm koordinieren wollen.
Trotz einiger Hindernisse zeigen das große Interesse, die Antragszahlen sowie die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten und daraus resultierende Ergebnisse den großen Mehrwert der Blended Intensive Programmes für deutsche Hochschulen. BIPs bleiben für sie eine wertvolle Ergänzung ihrer strategischen Internationalisierung.