Personalentwicklung mit Erasmus+

Die Erfahrungen der Universität Hamburg

Text: Nadine Stäcker

Die Universität Hamburg versteht Internationalisierung als einen entscheidenden strategischen Querschnittsbereich ihrer Entwicklung. Für eine gelebte Kultur der Internationalisierung auf allen Ebenen der Hochschule ist es daher besonders wichtig, das wissenschaftliche und das administrative Personal in diesen Prozess einzubinden. Nadine Stäcker, Erasmus-Hochschulkoordinatorin der UHH, erläutert, welche Bedeutung Erasmus+ dabei zukommt. 

© Lea Böhland

Nadine Stäcker 
Erasmus+ Hochschulkoordinatorin an der Universität Hamburg

Das Vorgehen bei den Sprachkursen für Personalmobilität

Vor ihrer Bewerbung informieren sich die Interessierten online über zertifizierte Sprachenschulen in Erasmus+ Programmländern, deren Sprachkurse in Hamburg als Bildungsurlaub anerkannt sind. Diese werden auch in einem Verzeichnis der Stadt Hamburg aufgeführt. Ebenfalls hilfreich sind die Erfahrungsberichte der ehemaligen Teilnehmenden, die vom Team Erasmus zur Verfügung gestellt werden und gute Tipps für die Auswahl einer Sprachenschule im jeweiligen Land enthalten. 

Mit der Bewerbung wird dann neben dem Lebenslauf und dem Motivationsschreiben ein unverbindliches Angebot der Sprachenschule eingereicht. Erst nach der Zusage für die Erasmus-Förderung wird der Antrag auf Bildungsurlaub gestellt, dessen Genehmigung dem Team Erasmus vorgelegt wird. Danach nehmen die Teilnehmenden Kontakt zur Sprachenschule auf, buchen verbindlich und bereiten ihre Reise selbstständig vor. 

Auslandsaufenthalte von Hochschulpersonal – auch das ist Erasmus+

Geförderte erhalten ziellandabhängige finanzielle Zuschüsse für den Auslandsaufenthalt, Reisekostenpauschalen und gegebenenfalls Sonderzuschüsse (Teilnehmende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung).

Eine Auswahl der Möglichkeiten: Hospitationen, Job-Shadowings, Studienbesuche, Mitwirkung an Curricula-Entwicklung, Teilnahme an Workshops, Seminaren und Sprachkursen. Individuelle Modalitäten legen Hochschulen (mitunter auch in ihrer Personalentwicklungsstrategie) fest.

Die Mobilität von Einzelpersonen und ihre Möglichkeiten

Erasmus+ leistet durch seine attraktiven Angebote in der Förderlinie «Mobilität von Einzelpersonen» einen deutlichen Beitrag für die Internationalisierungsbemühungen der Universität Hamburg. So nutzt das Lehrpersonal Kurzzeitdozenturen für die Lehre an Partnerhochschulen, Mitarbeitende in der Verwaltung nehmen an organisierten Staff Training Weeks sowie Job-Shadowings teil, und eine Vielzahl von Personen aus Lehre und Verwaltung besucht über das Programm Sprachkurse im Ausland.

Diese Mobilitätsangebote werden an der UHH auf verschiedene Weise beworben. So berichten ehemalige Teilnehmende ihre Erlebnisse in Newslettern oder präsentieren sie in Meetings oder auf Veranstaltungen, oft auch in Form von World Cafés, bei denen Interessierte mit begeisterten ehemaligen Teilnehmenden zusammenkommen, um sich auszutauschen. Große Bekanntheit erreicht das Format maßgeblich über die Peer-to-Peer-Bewerbung. Hier zeigt sich immer wieder, wie prägend diese Erfahrungen sind und wie positiv sie sich auf die Arbeit an der Universität auswirken. 

Das Beispiel von Sprachkursen

Ein Format sind Erasmus-Sprachaufenthalte. Sie werden einmal jährlich ausgeschrieben und finden im Rahmen eines Bildungsurlaubs statt. Die Nachfrage übersteigt mittlerweile deutlich die zur Verfügung stehenden Mittel, weshalb ein Auswahlverfahren mit Einbezug der Personalentwicklung stattfindet. Dies gewährleistet ebenso, dass Personen aus den unterschiedlichsten Abteilungen und Einheiten die Gelegenheit erhalten, sich sprachlich fortzubilden, und dass die berufliche Weiterentwicklung am Arbeitsplatz mitgedacht wird. Zudem macht die Personalentwicklung Mitarbeitende, die zur Beratung kommen, gezielt auf das Programm aufmerksam. Nachdem diese Sprachreisen für Verwaltungspersonal so erfolgreich angelaufen sind, ist das Angebot zwischenzeitlich für wissenschaftliches Personal erweitert worden, um Lehrende zu unterstützen, die Kurse auf Englisch anbieten beziehungsweise planen. 

Der Programmerfolg zeigt sich deutlich: Die Teilnehmenden berichten, dass sie sich nach ihrer Mobilität an ihren Arbeitsplätzen im interkulturellen Umgang oder bei Gesprächen auf Englisch deutlich sicherer fühlen. Als Beispiele seien Kolleginnen und Kollegen aus der Personalabteilung genannt, die häufig in Kontakt zu englischsprachigen Forschenden stehen, oder Bibliothekspersonal, das zunehmend mehr Studierende auch auf Englisch beraten muss. 

Durch den Austausch mit den Partnern, insbesondere im Rahmen von Staff Weeks, nimmt gleichermaßen die internationale Vernetzung auf Arbeitsebene zu, wovon viele Prozesse an der Universität profitieren. So trägt die Personalmobilität auf ihre Weise dazu bei, den Wissenschaftsstandort Hamburg für internationale Gäste attraktiver zu gestalten, denn die eigene Auslandserfahrung der Mitarbeitenden fördert eine echte Willkommenskultur an der Universität.

© Esfandiari

«Die Internationalisierung des Hochschulpersonals – insbesondere die Förderung von Englisch- beziehungsweise der Mehrsprachigkeit auf allen Ebenen – ist ein wichtiger Baustein in der strategischen Internationalisierung der Universität Hamburg. Hier leistet das Erasmus-Programm einen wichtigen Beitrag, indem es den Mitarbeitenden internationale Erfahrung vor Ort ermöglicht. Die internationalen Gäste der Universität, Forschende und Studierende, profitieren deutlich vom Austausch mit international erfahrenem und interkulturell kompetentem Personal und erleben so die Universität Hamburg als eine internationale und weltoffene Hochschule.»

Professor Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg

«Unsere Kolleginnen und Kollegen, die an Erasmus-Sprachreisen teilnehmen, verbessern ihre sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen, wodurch sie direkt zu unserem dynamischen und integrativen Universitätsumfeld beitragen. Die Erfahrungen fördern persönliches und berufliches Wachstum und verbessern die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb unserer Einrichtung und internationalen Netzwerke. Die Universität profitiert von unserem weltoffenen und anpassungsfähigen Personal, was zu verbesserten akademischen und administrativen Partnerschaften sowie zu einem diversifizierten Bildungsangebot für Studierende führt.»

Meike Ruhnau, Referentin für strategische Personalentwicklung an der Universität Hamburg

 

 

© Marcel Ruhnau
© Lea Böhland

«Im September 2023 habe ich durch das Erasmus-Programm die Chance erhalten, für 2 Wochen einen Sprachkurs in Irland zu erleben. Das Ziel war, meine Englischkenntnisse zu verbessern und mehr Sicherheit in der Sprache zu erlangen. Als Dozent an der Universität Hamburg und im Rahmen meiner Forschungstätigkeiten wird es immer wichtiger, mit vielen Menschen unterschiedlichster Nationalitäten auf Englisch zu kommunizieren. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich diese Ziele vollkommen erreicht habe. 

Neben den wertvollen Erfahrungen, die ich in Dublin gemacht habe, unterrichte ich mittlerweile auch in der englischen Sprache. Da in meinen Themengebieten der Wirtschaftsinformatik, zum Beispiel Projektmanagement oder Data Mining, viele englischsprachige Fachbegriffe existieren, bieten sich solche Vorlesungen dafür an. Auch zukünftig möchte ich weitere Veranstaltungen umstellen, um es noch mehr internationalen Studierenden zu ermöglichen, an der Universität Hamburg zu studieren.

Ich halte das angebotene Programm für eine äußerst sinnvolle Förderung für alle Beschäftigten und würde jedem empfehlen, diese interessante Gelegenheit wahrzunehmen.»

Dr. Kai Brüssau, Dozent am Institut für Wirtschaftsinformatik

«Ich habe mich für eine Sprachreise in Irland beworben, da ich mein Englisch für die Arbeit verbessern wollte. Als Referentin der Öffentlichkeitsarbeit interviewe ich zum Beispiel unsere internationalen Forschenden, poste auf Social Media und habe Arbeitstreffen auf Englisch. Nach der Sprachreise fühle ich mich deutlicher freier. 

Während des Kurses habe ich interessante Leute aller Altersstufen kennengelernt und internationale Kontakte geknüpft. Für mich war es spannend zu sehen, wie Teilnehmende aus der ganzen Welt Europa, in diesem Fall Irland, wahrnehmen. Lustig war es oft, zusammen die kleinen und größeren Unterschiede beim Lernen, in der Mittagspause oder beim Ausflug festzustellen. Durch diesen alltäglichen Umgang miteinander habe ich eine Vielzahl von kulturellen Eindrücken mit nach Hause genommen – was auf jeden Fall auch für die Kommunikation in meinem internationalen Umfeld an der Uni ein Gewinn ist. 

Ich hätte die Reise nicht machen können, ohne die Möglichkeit grün zu reisen – in meinem Fall mit Zug und Fähre. Die längere Hin- und Rückreise habe ich genossen und nochmal auf andere Weise ein Gefühl für die Länder, deren unterschiedliche Landschaft und Architektur bekommen. Empfehlenswert!»

Stephanie Janssen, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) und am Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS

© P. Feuerböther
Kontakt:
Agnes Schulze-von Laszewski
EU02 Mobilität von Einzelpersonen