SALTO Participation & Information

Lesezeit: 6 min

Im Jahr 2018 richtete die Europäische Kommission ein SALTO-Ressourcenzentrum für Partizipation und Information mit Sitz in Estland ein. Seitdem fördert das Zentrum aktive Partizipation und gesellschaftliches Engagement. Was zunächst erfolgreich im Jugendbereich etabliert wurde, soll nun auf die Bereiche der allgemeinen und beruflichen Bildung ausgeweitet werden.

Das übergreifende Ziel der insgesamt 11 SALTO-Ressourcenzentren («Support, Advanced Learning & Training Opportunities») besteht darin, den Nationalen Agenturen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Qualität und Wirkung des Erasmus+ Programms und des Europäischen Solidaritätskorps zu erhöhen – beispielsweise durch die Bereitstellung von Wissen und die Vermittlung von Fähigkeiten. Im Hinblick auf die Einführung der transversalen Priorität «Teilhabe am demokratischen Leben» in der Erasmus+ Programmgeneration 2021–2027 wurde auch ein SALTO in diesem Bereich geschaffen. 

SALTO Participation & Information unterstützt die Nationalen Agenturen, die Europäische Kommission und weitere Stakeholder im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie Jugend bei der strategischen Umsetzung von Partizipation, Information und Kommunikation in ganz Europa. Federführend betreut wird das Ressourcenzentrum von Erasmus+ ja Euroopa Solidaarsuskorpuse agentuur, der in Tallinn ansässigen estnischen Nationalen Agentur für Erasmus+ und das Europäische Solidaritätskorps.

Themenschwerpunkte

Warum Partizipation und Information? Die namensgebende Bezeichnung des Ressourcenzentrums liegt darin begründet, dass die beiden Bereiche untrennbar miteinander verbunden sind, schließlich ist Partizipation ohne Information nicht möglich. Daher liegt der Fokus auf der Erforschung von Trends und Möglichkeiten der Beteiligung. Auch bringt SALTO Fachwissen zusammen und organisiert Schulungen. Zu den Themenschwerpunkten gehören Medien- und Informationskompetenz, digitale Transformation, kommunikative Fähigkeiten sowie Jugendbeteiligung.

Ausblick auf die Entwicklungen im Hochschulbereich

Die transversale Priorität «Teilhabe am demokratischen Leben» wird im Erasmus+ Programm durch die Ausweitung der Aufgaben von SALTO Participation & Information auf den Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung an Fahrt aufnehmen und mit Leben gefüllt. So werden Hochschulen perspektivisch die Möglichkeit haben, Kommunikations- und Informationsmaterialien zu erhalten, an Veranstaltungen teilzunehmen und sich in der Datenbank von Projektbeispielen inspirieren zu lassen. Darüber hinaus werden sie von übergreifenden Strategien profitieren, die Orientierung bieten.

Kontakt:
Kathrin Herres
EU04 – Erasmus+ Politikunterstützung

In einem Gespräch mit der NA DAAD stellt das SALTO-Team aktuelle Tätigkeiten des Ressourcenzentrums vor.

(Das Interview wurde in englischer Sprache geführt. Hierbei handelt es sich um eine freie verkürzte Übersetzung.)

Was haben Sie sich für das erste Jahr vorgenommen?

Im Januar 2023 haben wir unsere Arbeit als sektorübergreifendes SALTO aufgenommen, das alle Bereiche der allgemeinen und beruflichen Bildung und Jugend, einschließlich des Hochschulbereichs, abdeckt. Im ersten Jahr wird die Priorität darauf liegen, ein besseres Verständnis für den Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung zu erlangen, da wir seit der Gründung im Jahr 2018 auf den Jugendbereich im Erasmus+ Programm und des Europäischen Solidaritätskorps fokussierten. Eine der ersten Maßnahmen, die wir ergreifen werden, besteht daher darin, Akteure und Organisationen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung kennenzulernen und mit dem Aufbau von Verbindungen zu den verschiedenen Netzwerken zu beginnen, die bereits in den Bereichen aktiv sind und die transversale Priorität «Teilhabe am demokratischen Leben» im Erasmus+ Programm unterstützen können.

Porträtfoto von Interviewpartnerin Joana Freitas
© SALTO

Joana Freitas

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie und welche Aktivitäten haben Sie konkret geplant?

Unser Anliegen, die Öffentlichkeitsarbeit zu dieser transversalen Priorität zu verstärken, steht im Einklang mit den Zielen der Europäischen Kommission. So ist unser Ziel, die Sichtbarkeit aktueller Aktivitäten zu erhöhen, die sich sowohl an den Jugend- wie an den Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung richten, zum Beispiel die SALTO Awards und die Datenbank für inspirierende Projektbeispiele. 

Wir werden auch daran arbeiten, unsere bereits bestehenden Ressourcen und Instrumente, die im Jugend- und im Bereich der nonformalen Bildung entwickelt wurden, an den Hochschulbereich anzupassen und zu bewerben. Dazu gehören zum Beispiel: 

  • der Participation Resource Pool, der verschiedene evidenzbasierte Inhalte enthält, die für Akteure der Hochschulbildung wertvoll sein können;
  • die Jugendbeteiligungsstrategie und das Toolkit für Jugendpartizipation, die überarbeitet werden, um Akteure der allgemeinen und beruflichen Bildung bei der Förderung von Partizipation bei ihrer Arbeit und in ihren Einrichtungen zu unterstützen; sowie
  • der Kommunikationshub für Kommunikationsbeauftragte der Nationalen Agenturen und Eurodesk-Beauftragte, der auf Akteure der allgemeinen und beruflichen Bildung ausgeweitet wird. 

Planen Sie Veranstaltungen, die für den Hochschulbereich interessant sein könnten?

Ende November 2023 werden wir die Organisation von 2 großen Konferenzen unterstützen, die zwischen dem Jugend- und dem Bildungssektor Brücken bauen sollen: eine im Rahmen der Long-Term Activity «New Power in Youth», die sich auf die Zusammenarbeit zwischen nonformalen und formalen Bildungsbereichen zur Förderung der Partizipation konzentriert und in Lettland stattfinden wird; und eine weitere, die von der französischen Nationalen Agentur im Südwesten Frankreichs mit 200 Teilnehmenden organisiert wird.

Inwieweit trägt SALTO Participation & Information zur Stärkung der Teilhabe am demokratischen Leben bei?

Die Förderung und Stärkung der Teilhabe am demokratischen Leben ist das Kernstück unseres Auftrags. Im Jahr 2021, als die neue Erasmus+ Programmgeneration mit der Teilhabe am demokratischen Leben als eine der 4 transversalen Prioritäten anlief, haben wir die Jugendbeteiligungsstrategie und das Toolkit für Jugendpartizipation entwickelt, um die praktische Umsetzung der Priorität im Erasmus+ Programm und im Europäischen Solidaritätskorps zu unterstützen. 

Im Jahr 2022 haben wir eine Steuerungsgruppe für die Jugendbeteiligungsstrategie (Co-Steering Group of the Youth Participation Strategy) eingerichtet, die die Umsetzung der Strategie verfolgt und aufzeigt, wie die Einbeziehung von Jugendlichen in die Entscheidungsfindung gelingen kann – Jugendvertreterinnen und -vertreter machen die Hälfte der Mitglieder aus.

Im Jahr 2024 wollen wir ein weiteres Partizipationsforum durchführen, um eine qualitativ hochwertige Beteiligung im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung und Jugend zu fördern und zu unterstützen.

Wie kann die Partizipation von jungen Menschen gefördert werden?

Wir sind der Auffassung, dass die Beteiligung junger Menschen ohne eine angemessene Vermittlung der Beteiligungsmöglichkeiten, aber auch ihrer Rechte und Pflichten in der Gesellschaft nicht in angemessener Weise erfolgen kann. Daher unterstützen wir die Ausbildung von Kommunikationsbeauftragten in den Nationalen Agenturen, um ihre Kompetenzen als Vermittlerinnen und Vermittler der Programmziele, Prioritäten und Beteiligungsmöglichkeiten zu stärken.

Heutzutage sind Fehlinformationen und die Herausforderung, verschiedene Quellen zu bedienen und zu unterscheiden, was wahr ist und was nicht, zu Schlüsselthemen in der Gesellschaft geworden, insbesondere hinsichtlich der Förderung von Partizipation sowie der Medien- und Informationskompetenz. Daher erarbeiten wir Maßnahmen, zum Beispiel das MIL Project Lab, das im Mai 2023 stattgefunden hat. Mit diesem wollen wir die Fähigkeiten im Bereich der Medien- und Informationskompetenz von jungen Menschen, jugendpolitischen Akteuren, Jugendleiterinnen und -leitern sowie Jugendbetreuerinnen und -betreuern verbessern und die Anzahl von qualitativ hochwertigen Projekten innerhalb der EU-Jugendprogramme in diesem Bereich erhöhen.

Welche weiteren Herausforderungen adressiert SALTO Participation & Information?

Angesichts der Tatsache, dass die digitale Transformation zu einem immer wichtigeren Faktor in der Gesellschaft wird, haben wir den Fortbildungskurs «Digital Transformers» ins Leben gerufen. Dieser fokussiert auf digitales Bewusstsein, Ethik, Rechte sowie auf neue Technologien und beinhaltet Inklusion und Partizipation als grundlegende Themen, damit Jugendbetreuerinnen und -betreuer und Akteure, die mit jungen Menschen arbeiten, den Wandel mitgestalten können.

Schließlich bieten wir mit den SALTO Awards, die mit Unterstützung des gesamten SALTO-Netzwerks eingerichtet worden sind, eine Plattform für die Anerkennung von Personen und Organisationen, die herausragende und inspirierende Projekte mit dem Schwerpunkt auf den Prioritäten der EU-Programme für Bildung und Jugend – einschließlich der Teilhabe am demokratischen Leben – umgesetzt haben. Die Gewinnerinnen und Gewinner des Jahres 2022 in der Kategorie «Jugendbeteiligung» waren beispielsweise Mitarbeitende einer Nichtregierungsorganisation aus Georgien, die es durch eine umfangreiche selbstfinanzierte und -gesteuerte Kampagne geschafft haben, ein Jugendzentrum in ihrer Gemeinde einzurichten. Damit haben sie gezeigt, dass es möglich ist, die Jugendbeteiligung auch mit begrenzten Ressourcen zu fördern. Durch die Anerkennung dieser Leistung will ­SALTO Participation & Information ebenfalls den Austausch bewährter Verfahren fördern und neue Projekte mit dem Schwerpunkt Partizipation anregen.

Die Fragen stellte Kathrin Herres.

Das SALTO Participation and Information Team

Joana Freitas ist Partizipationskoordinatorin des SALTO Participation & Information und zuständig für die Bereiche allgemeine und berufliche Bildung. 

Zum Team gehören:

  • Brigita Medne, Partizipationskoordinator für den Bereich Jugend
  • Kadri Maripuu, Koordinatorin für digitale Partizipation
  • Louis Biasin, Koordinator für strategische Kommunikation
  • Kelly Hrupa, Koordinatorin für Medien- und Informationskompetenz
  • Katrin Kaaver und Raili Ots, Verwaltungsfachkräfte

Weiterführende Informationen

Informationen zum SALTO Participation & Information: https://participationpool.eu/

Kontakt

Informationen zur Teilhabe am demokratischen Leben auf der Website der NA DAAD: www.eu.daad.de/demokratische-teilhabe

Autorin: Kathrin Herres, NA DAAD