Unterstützung von Landesministerien für EU-Programme

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Verschiedene Landesministerien unterstützen die Erasmus+ und EU-Aktivitäten ihrer Hochschulen sowohl durch Zielvereinbarungen zur Internationalisierung als auch durch zusätzliche Finanzierung. 2 Ministerien schildern hier ihre Beweggründe sowie den Mehrwert, den eine solche Unterstützung aus ihrer Sicht für die Internationalisierung der Hochschulen und für ihr Bundesland hat. 

Hessische Allianzen für Europa

Hessen unterstützt seine Hochschulen dabei, in länderübergreifenden europäischen Hochschulnetzwerken ihr europäisches Profil zu stärken. Sie bringen damit die internationale Hochschul- und Forschungszusammenarbeit voran. Dazu trägt auch das Landesprogramm «Hessen Horizon» bei.

Porträtaufnahme von Barbara Schöneburg, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
© privat

Barbara Schöneburg
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Gleich 4 hessische Hochschulen waren unter den 10 deutschen Hochschulen, die in der letzten Runde neu bei der Förderung Erasmus+ «Europäische Hochschule» ausgewählt worden sind – was für ein großer Erfolg! Hessen steht jetzt im Bundesvergleich auf Platz 3. Damit sind insgesamt 6 hessische Hochschulen an 5 Europäischen Hochschulallianzen beteiligt.

Die Technische Universität Darmstadt (TUD) war bereits 2019 mit der Allianz «University Network for Innovation, Technology and Engineering» (UNITE!) als eine der ersten 17 Europäischen Hochschulallianzen erfolgreich. In der zweiten Pilotrunde kam die Hochschule Darmstadt (h_da) mit der Allianz «European University of Technology» (EUt+) hinzu. Die h_da war damals noch eine von deutschlandweit 2 im Wettbewerb erfolgreichen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) – für Hessen eine Bestätigung, dass sich das anhaltende Engagement zur Fortentwicklung seiner HAWs auszahlt. 

Die Erfolgsgeschichte geht noch weiter. In der jüngsten Ausschreibungsrunde haben weitere 4 hessische Hochschulen gepunktet: die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Philipps-Universität Marburg in einem Verbund mit dem Konsortium «European University for Peace, Justice, and Inclusive Societies» (EUPeace). Dieses hat die Internationalisierung von Hochschulen unter der Prämisse der Stärkung von Frieden, Solidarität und Menschenrechten im Fokus. Die Frankfurt University of Applied Sciences in der Allianz «Urban Research and Education Knowledge Alliance» (U!REKA SHIFT) will einen nachhaltigen interuniversitären Campus schaffen, der die europäischen Fachkräfte von morgen zu «future-proof urban professionals» ausbildet. Und die Hochschule Fulda in der Allianz «Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions» (E³UDRES²): Sie plant, ländliche Regionen zu vernetzen und ihre Entwicklung in «smarte», nachhaltige Regionen zu unterstützen mit Schwerpunkten wie Kreislaufwirtschaft (circular economy), aktivem Altern und Lebensqualität (active aging and wellbeing) sowie Anwendung künstlicher Intelligenz im menschlichen Alltag (human contribution to artificial intelligence).

Weitere EU-Projektförderungen

Die hessischen Hochschulen bleiben dran und bewerben sich auch auf neue Ausschreibungen der EU-Kommission, etwa wenn es um die konzeptionelle Weiterentwicklung der European Universities geht. Auch hier war die h_da erfolgreich und hat mit 11 weiteren Hochschulpartnern den Zuschlag für das Projekt JEDI erhalten, das zum Ziel hat, ein Gütesiegel für gemeinsame europäische Hochschulabschlüsse zu erarbeiten. Die Joint European Degrees sollen bestehende Abschlüsse ergänzen, die Studierende im Rahmen von gemeinsamen Studiengängen erwerben und die aus der transnationalen Zusammenarbeit mehrerer Hochschuleinrichtungen hervorgehen.

Des Weiteren hat die Kommission Projekte zur stärkeren institutionellen Zusammenarbeit ausgeschrieben. Hier war erneut die h_da mit ihrer Hochschulallianz EUt+ erfolgreich mit dem Projekt STYX. Ziel soll die Auslotung eines potenziellen europäischen Rechtsstatus für Hochschulallianzen sein. 

Internationalisierung und Wettbewerbsfähigkeit

Die Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung gewinnt nicht nur vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs an Bedeutung, sondern auch angesichts der Suche nach Antworten auf die großen globalen Herausforderungen wie Klimawandel oder Migration, die wir selbstverständlich nur gemeinsam bewältigen können. Den Hochschulen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie müssen künftig disziplinäre wie nationale Grenzen überschreiten und Lösungen für die vielen regulatorischen Hürden entwickeln, damit Studium, Forschung und Lehre international stattfinden können. Das ist kein leichter Weg!

Die hessische Hochschullandschaft steht für intensive europäische Zusammenarbeit und internationale Forschungskontakte: Europa lebt in Hessen, und Europa lebt ganz besonders an unseren Hochschulen.
Wissenschaftsministerin Angela Dorn

Landesprogramm «Hessen Horizon»

Als Beitrag zur Verbesserung der Internationalisierung hat die Landesregierung das Programm «Hessen Horizon» aufgelegt. Die Beteiligung hessischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen am EU-Rahmenprogramm wird vonseiten des Landes unterstützt, um den hessischen Anteil an Forschungsfördermitteln der EU zu steigern. Dabei wird der wissenschaftliche Nachwuchs besonders gefördert: Das Marie Skłodowska-Curie-Stipendium Hessen (MSC-Stipendium Hessen) ermöglicht hoch qualifizierten europäischen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ihr Forschungsvorhaben in Hessen durchzuführen. Voraussetzung dafür ist, dass es auf einem hervorragend evaluierten Antrag für ein European Post-doctoral Fellowship im Rahmen der Marie Skłodowska-Curie-Actions (MSCA) bei der Europäischen Kommission basiert und ein Exzellenzsiegel («Seal of Excellence») erhalten hat. 

Mittlerweile ist das Auswahlverfahren für die zweite Förderstaffel beendet und die beiden erfolgreichen Kandidaten haben ihre Forschungsarbeit begonnen: Dr. Andreas Gross forscht an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Bereich der tropischen Geometrie, sein Projekt heißt: «Vector bundles, tropicalization, and tautological rings in tropical geometry». Dr. Biswajit Pradhan setzt sein Projekt am Max-Planck-Institut für Biophysik Frankfurt um. Herr Dr. Pradhan forscht im Bereich der Genetik und untersucht den molekularen Mechanismus der DNA-Schleifenextrusion durch SMC-Komplexe: «Safeguarding the DNA with SMC complexes».

Das Interesse an der Maßnahme unterstreicht die Attraktivität des Forschungsstandorts Hessen. Für die gelungene Vernetzung von EU- mit hessischer Förderung erhalten wir bundesweit viel Anerkennung. Die Erfolge , die sich durch Hessen Horizon bereits jetzt zeigen, bestätigen außerdem, dass das Programm wirkt und das Land den richtigen Weg eingeschlagen hat, um seine Position als attraktiven Ort der Wissenschaft für internationale Spitzenforschung zu stärken und weiterzuentwickeln.

Autorin: Barbara Schöneburg/Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Kontakt:
Barbara Schöneburg
EU-Koordinatorin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Making Internationalization Work. Zur Unterstützung der Hochschulen in Thüringen

Die Internationalisierung der Hochschulen ist eine Querschnittsaufgabe, die strategischer Gestaltung bedarf. Die Gestaltungskompetenz wie auch die Verantwortung für die nachhaltige Umsetzung liegen vorrangig bei den Hochschulen selbst. Gleichwohl können die Landeswissenschaftsressorts zur gelingenden Internationalisierung beitragen. Das Thüringer Wissenschaftsministerium (TMWWDG) sieht sich dabei vor allem in der Rolle des Unterstützers und konstruktiven Begleiters, punktuell ebenso als Impulsgeber. 

Strategische Vernetzung und innovative Projekte

Mit seinen 3 Leitaktionen umfasst Erasmus+ das Gros der internationalen Aktivitäten auch der Thüringer Hochschulen. Es liegt daher nahe, sie insbesondere bei diesen Aufgaben zu unterstützten und dabei geeignete Schwerpunkte zu setzen. Als einen solchen Schwerpunkt betrachtet das TMWWDG die Beteiligung der Thüringer Hochschulen an den Europäischen Hochschulallianzen. Es unterstützt daher 3 Universitäten bei der Mitwirkung und vor allem im Vorfeld der Antragstellung auf vielfältige Weise. Im Fall der in der Allianz EC2U erfolgreichen Friedrich-Schiller-Universität Jena erfolgte dies über eine Landesprämie. Die Bauhaus-Universität Weimar und die TU Ilmenau werden aktuell bei zielgerichteten Vorbereitungsmaßnahmen gefördert. 

Die Europäischen Hochschulallianzen bilden gleichfalls einen der Schwerpunkte der Delegationsreisen nach Brüssel, die das TMWWDG gemeinsam mit der Thüringer Landesvertretung bei der EU seit 2022 für die Hochschulen anbietet. Die Vernetzung mit Partnereinrichtungen, der unmittelbare Kontakt zu relevanten Akteuren in Brüssel und der Austausch zu aktuellen Entwicklungen auf EU-Ebene stehen hier im Vordergrund. Für das Frühjahr 2024 ist eine erneute Delegationsreise unter Beteiligung der Präsidenten der Hochschulen und von interessierten Forschungseinrichtungen geplant. 

Ein gesondertes Förderprogramm für innovative Vorhaben in der Lehre wurde 2021 unter dem Label «Hochschule Internationaler» aufgesetzt. Die Hochschulen konnten sich mit innovativen Projekten bewerben, die der Umsetzung ihrer Internationalisierungsstrategien dienen. Bis Ende 2023 werden 6 Hochschulen im Land mit insgesamt 2,5 Mio. Euro gefördert. Gemeinsames Anliegen aller Beteiligten ist es, die neuen Maßnahmen dauerhaft zu verankern und damit strukturelle Verbesserungen für internationale Studierende, aber auch bei der Internationalization@Home zu erreichen. 

Porträtaufnahme von Michael Edinger,  Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft
© privat

Michael Edinger
Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

Gute Rahmenbedingungen

Wichtiger noch als die Förderung einzelner Maßnahmen sind Rahmenbedingungen, die erfolgreiche Internationalisierung ermöglichen. Deshalb geht es vorrangig darum, die Hochschulen dauerhaft bei der Bewältigung dieser Querschnittsaufgabe zu begleiten. Ein regelmäßiger, institutionalisierter Austausch mit den Internationalen Büros ermöglicht beides: strukturelle Herausforderungen zu besprechen und auf aktuelle Problemlagen zu reagieren. So ist das TMWWDG beispielsweise aktiv geworden, um   

  • auf eine beschleunigte Visa-Ausstellung für internationale Studierende und die zügige Bearbeitung von ihren Anliegen in einzelnen Ausländerbehörden zu drängen, 
  • Projekte zur Unterstützung verfolgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern sowie
  • den Hochschulen praktische Hinweise für die Gestaltung von Kooperationsverträgen mit internationalen Partnereinrichtungen zu geben.

Internationalisierungsimpulse

Das TMWWDG betrachtet es auch als seine Aufgabe, Anregungen für eine strategisch ausgerichtete Internationalisierung in Lehre und Forschung zu geben. Es hat daher über Jahre hinweg dafür geworben, dass alle Hochschulen eine aussagekräftige Internationalisierungsstrategie verabschieden, umsetzen und regelmäßig auf der Grundlage einer Evaluation fortschreiben. Seit Ende 2021 liegen diese Strategien flächendeckend vor; selbst die Duale Hochschule Gera-Eisenach mit ihrem stark regionalen Profil hat ein entsprechendes Konzept entwickelt. 

Zugleich besteht die Erwartung an die Hochschulen, ihre Aktivitäten systematisch und unter Berücksichtigung globaler Veränderungen weiterzuentwickeln. In der aktuellen Rahmenvereinbarung des Landes mit den Hochschulen stehen die Vertiefung der Kooperationen, die Steigerung der Outgoing-Mobilität und der Attraktivität für Internationals im Vordergrund. Bei den Ziel- und Leistungsvereinbarungen (ZLV) setzt Thüringen auf die Vereinbarung individueller strategischer Ziele für die Internationalisierung. So sieht die ZLV 2021–2025 mit der HS Schmalkalden beispielsweise die Erarbeitung einer umfassenden Strategie zur Integration von internationalen Absolventinnen und Absolventen als Fachkräfte in den Arbeitsmarkt vor.

Schulterschluss mit den Hochschulen

Credo und Erfahrung des TMWWDG ist, dass sich eine durchgreifende Internationalisierung am besten in enger Abstimmung mit den Hochschulen verwirklichen lässt. Teil derselben sind der Austausch zu aktuellen Themen und gemeinsame Veranstaltungen. 2022 etwa wurde eine Fachtagung zur Internationalisierung der Hochschulen als Standortvorteil für die Region gemeinsam mit 3 Hochschulen – der BU Weimar, der FSU Jena und der HS Schmalkalden – durchgeführt, für die hochkarätige Impulsgeber gewonnen werden konnten. In einer Auswertung sind zentrale Ergebnisse und neue Perspektiven auf die Gewinnung, Integration und Bindung internationaler Studierender dokumentiert.

Den gemeinsamen Weg haben das TMWWDG und die Hochschulen jüngst im Rahmen der Beratungen zur Hochschulentwicklung bis 2030 fortgesetzt. Entstanden ist ein Katalog von Zielen und Maßnahmen, die das gesamte Spektrum der Internationalisierung umfassen. In diesem Rahmen entwickelte Zukunftsperspektiven hat das TMWWDG über den Länderkreis auch in die Beratungen zur neuen Strategie der Wissenschaftsressorts von Bund und Ländern zur Internationalisierung der Hochschulen eingebracht.

Autor: Michael Edinger, Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

Kontakt:
Dr. Michael Edinger
Leiter des Referats 42 (Hochschulbetreuung) im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft